Die Kirche St-Pierre, zum Heiligen Petrus, gehört zu den interessanten Kirchen der Auvergne. Nicht unbedingt weil ihr künstlerischer Wert so hoch wäre. Bei St. Pierre geht’s um die Entstehungsgeschichte.
Ein Brief einer Äbtissin des Benediktinerinnenklosters an Papst Urban II (ja, das war der katholische Taliban, der in Clermont zum ersten Kreuzzug aufgerufen hatte) schildert sie die Entstehung der Kirche. Offenbar hatte die Mutter von Guillaume le Pieux (Wilhelm der Fromme) beschlossen, zwischen 849 und 885 in Blesle ein Frauenkloster zu gründen. Ihr Sohn war übrigens der Gründer des heute noch existierenden Ordens von Cluny. Und so entstand um dieses Kloster Blesle.
Mit Kirchengeschichte wenig bis gar nicht bewanderte Pilgersleute werden sich wundern, weshalb an dieser Kirche das päpstliche Wappen angebracht ist. Das kommt von den guten Kontakten der Äbtissin mit dem Papst, mit dem sie offenbar einen Briefwechsel geführt hatte . Dies führte im 12. Jahrhundert zur Errichtung der Kirche, die aufgrund des päpstlichen Segens den Namen St. Peter tragen durfte.
Was dieses Kirchlein so interessant macht sind wiederum die kleinen Details, denen aufmerksame Pilgersleute denn auch große Beachtung schenken. Wie etwa den Kapitellen, die wiederum eine Ikonografie verwenden die uns heute völlig fremd ist. Ein Gang um die Kirche herum ist erhellend.
Da säugt eine Frau auf einem Kapitell zwei Schlangen an ihrer Brust. Was das bedeutet weiß ich beim besten Willen nicht.
Oder die zwei Reiter, die sich mit dem Schwert in der Hand und auf ihren Kampfrössern sitzend gegenüberstehen.
Mir unbekannt ist auch die Bedeutung eines Kapitells, auf dem ein Mann mit einem ordentlichen Prügel in der Hand offenbar einem Widder an den Kragen will, während ein zähnebewehrtes Ungeheuer demselben Widder ins Hinterteil zu beißen scheint.
Und die 3 Männer, scheinbar mit einem Band miteinander verbunden, sagen mir auch wenig.
In der Kirche ist vor allem ein bemaltes Kapitell interessant, dessen Foto ich wikipedia entnommen habe.
Interessant ist bei vielen Kirchen in ländlichen Gemeinden, dass der Chorraum blau bemalt ist. Das sollte offenbar den Himmel darstellen.
Diese Kirche steht seit 1907 unter Denkmalschutz und firmiert auch in der Liste französischer Kulturdenkmäler.
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