Rocamadour – Frankreichs berühmtes Felsheiligtum

Hurtig-neugierige Pilgersleute nähern sich Rocamadour quasi von oben herab. Nach dem Erreichen des Dörfchens L’Hospitalet (ja, da existierte einst völlig zurecht ein Pilgerspital) eröffnet sich ihnen der Blick auf dieses grandiose‚ vertikale Dorf‘, das sich 150 m über der Schlucht von Alzou an einen Felsen klammert. Häuser, Kirchen und Dächer sind wie verwachsen mit einem überhängenden Felsen.

Rocamadour, das mystische Heiligtum Frankreichs.
Die Hauptstraße in Rocamadour.

Was Wunder, dass der Ort auch dem exklusiven Club der schönsten Dörfer Frankreichs’ angehört. Mehr noch: Rocamadour ist ein Teil des ‚UNESCO-Weltkulturerbes’. Dann betritt man Rocamadour durch ein altes Stadttor und befindet sich sogleich auf der belebten Geschäftsstraße ‚Rue de la Couronnerie‘. Das ist die untere, quasi profane Ebene Rocamadours mit den vielen Läden und Restaurants. 

Der Blick auf die Geschäftsstraße im ‚untersten Level‘ des Gnadenortes.

Wie überhaupt die ganze Dorfanlage himmlischer Planung entsprungen sein dürfte. Also am untersten Level sind die Händler, Wirte und Cafetiers, die den Ton angeben. Auf Level 2 befindet sich das Heiligtum ‚Notre Dame‘ samt Kapellen, Kirchen und Klöstern. Auf Level 3 dann – quasi außer Konkurrenz – die Burg von Rocamadour, also die weltliche Herrschaft. Sie scheint den Schutzschirm über den Gnadenort gespannt zu haben.

Die 3 ‚Level‘ von Rocamadour: Level 1, ganz unten: Händler, Wirte, Cafetiers. Level 2, mitte: die geistige Ebene mit Kapellen, Krypta und Kloster. Level 3, ganz oben: hier thronte einst die weltliche Herrschaft in einem ordentlichen Chateau.

Treppen anstelle von Gassen

Die Kapellen und Kirchen befinden sich auf der 2. Stufe, oberhalb der Geschäftsstraße. Die sind jedoch für wahre Pilgersleute nur über eine monumentale Treppe mit 216 Treppenstufen zu erreichen. (Fußmarode können einen Lift benützen.) Pilgerschweiß ist also vonnöten. 

Le grand escalier de Rocamadour: 216 Stufen
Die ‚Große Stiege‘

Rocamadour ist eine jener Wallfahrtsorte in Frankreich, die man gesehen haben sollte. Allein die Lage des katholischen Heiligtums unterhalb eines überhängenden Felsens ist einzigartig. Die kirchlichen Gebäude erinnern irgendwie an Szenen aus Sci-Fi-Filmen, zumindest aber an Game of Thrones. Sie sind überdies nur über hunderte Stufen zu erreichen.

Rocamadour, Turm über der Gnadenkapelle
Es ist alles steil in Rocamadour.

Ein Einsiedler namens Amadour

Der Name des Ortes stammt der Legende nach vom Heiligen Amadour, dessen unverweste Leiche im Jahr 1168 am Fuß eines Felsens (Roc) gefunden worden war. Er hatte als Einsiedler hier Zuflucht gefunden. Als anschließend von Wundern die Rede war, verbreitete sich der Ruf des Gnadenortes über die Region hinaus. 

Blick vom Eingang der Gnadenkapelle auf die gotischen Bauten der

Ich bin überzeugt davon, dass dieser Abris – so werden überhängende Felsen genannt – bereits in prähistorischer Zeit von Menschen aufgesucht worden war. Funde deuten ja auch in diese Richtung. Eine erstmalige Erwähnung des Ortes in der Neuzeit erfolgte 968 in einem Dokument, das eine Schenkung an die Benediktiner beurkundete. Im Zentrum des Ortes steht die Schwarze Madonna, die Ziel der Wallfahrer war und ist. Nicht alle Wallfahrer und Pilger kamen aus eigenem Antrieb hierher, denn vielen von ihnen war die Pilgerfahrt als Buße auferlegt worden. Vor allem in Holland wurde ab dem 13. Jahrhundert oft eine Pilgerreise nach Rocamadour als Strafe verhängt. Nachdem die Defraudanten auf Knien die große Treppe überwinden mussten erhielten sie nach der meist gefährlichen Pilgerfahrt ein bleiernes Pilgerabzeichen, das dem Gericht als Erfüllung der Strafe präsentiert werden musste. 

Ein gotischer Torbogen nahe der eistigen ‚Höhle

Notre Dame de Rocamadour

Das eigentliche Zentrum von Rocamadour ist die Marienkapelle Notre Dame, die teilweise in jene Höhle gebaut wurde, die der Legende nach der Einsiedler Amadour bewohnte. Allerlei Gaben Gläubiger zieren die Kapelle, wie etwa Soldatenhüte oder ein Schiffsmodell. Was ich empfehlen will ist der Besuch der Pilgermesse, die hier (im Gegensatz zu Santiago zum Beispiel) tatsächlich noch schön ist.

Notre Dame de Rocamadour. Die Schwarze Madonna

Der Aufenthalt wird den Pilgersleuten in Rocamadour von einer wunderbaren Herberge versüßt. Die ‚Communauté des Sœurs de Notre Dame du Calvaire‘ gewähren in ihrer Selbstversorger-Herberge in der Rue de la Mercerie äußerst preisgünstige und erlesene Gastlichkeit. Telefonische Vorbestellung ist unbedingt erforderlich: Tel: +33 565 337 369

Die wunderbare Herberge der ‚Communauté des Sœurs de Notre Dame du Calvaire‘

Hier noch einige Bilder, die die Schönheit, aber auch ein wenig Kulinarik zeigen soll. Denn der ‚Rocamadour‘-Schafkäse ist wirklich ganz gut.